Le Passé

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SCHAUSPIEL

Le Passé - Leonid Andrejew (1871 - 1919)

 

In einer Adaption von Julien Gosselin;
Übersetzung von André Markowicz

Eine Produktion von Si vous pouviez lécher mon coeur
Tournee-Produktion: Odéon-Théâtre de l’Europe

Gastspiel

In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Nicht empfehlenswert für Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren

 

„Und die Mauern, Raum und Zeit zerbrachen unter dem Ungestüm des alldurchdringenden Blicks …“

 

Ein Theaterstück entsteht nie aus einer Idee. Stattdessen ist es das Ergebnis einer perfekten Mischung aus Leben, Theater und Dingen, die wir erreichen wollen, oder solchen, die wir nicht erreichen. Während der Proben zu Players, Mao II, The Names nach Don DeLillo überlegte ich mir, wie es wäre, einen Klassiker wie Die Möwe zu inszenieren und die Produktion nach jener Szene, in der Treplews Stück aufgeführt wird, in Zerstörung und der Auslöschung der Figuren münden zu lassen — entweder durch einen Überfall bewaffneter Terroristen oder das allmähliche Verschwinden der kostümierten Figuren von der Bühne. Zunächst dachte ich, das sei das Resultat meiner Wut auf die Theaterwelt, ihre Traditionen und die vermeintlichen Erwartungen des Publikums an das, was es kennt, also an das Repertoire.

 

Einige Monate später telefonierte ich mit dem Übersetzer André Markowicz. Ich erzählte ihm, dass ich zum ersten Mal einen alten Text in Betracht ziehen würde, und beschrieb ihm die Geschichte einer sterbenden Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Art von Gorkis Kinder der Sonne. Aber Gorki ist nicht so mein Fall, seine Stücke sind mir zu hart und zu physisch. Ich wollte nicht von Wut erzählen, sondern von einem Abschied. Die Leute sollten nicht durch die Waffen der Revolution getötet werden, sondern im Laufe der Handlung einfach langsam aussterben.

 

Ich dachte an Houellebecq, bei dem es am Ende von Karte und Gebiet heißt: „Die Vegetation trägt den endgültigen Sieg davon.“ Ich dachte auch an Regisseure, die klassische Stücke inszenieren. Ich dachte daran, was man zu sagen pflegt: „Die Dramatiker sprechen zu uns.“ — „Shakespeare ist moderner als alle anderen Bühnenautoren.“ Und ich schaute zurück auf meine bisherigen Arbeiten. Die zeitgenössischen Texte, mit denen ich bislang gearbeitet habe, erschienen mir wie verlorene, vergessene Welten, auf die jemand aus der Perspektive der Zukunft blickt, aus einer Zeit, in der unsere Gesellschaften tot sind — und die Welt auch. Heute denke ich, dass wir klassische Texte adaptieren, weil sie eine Distanz zu uns haben — und nicht aufgrund ihrer bleibenden Qualität.

 

Wir wollen Menschen wiedersehen, die nicht mehr auf der Welt sind, die sie verlassen haben. Wir wollen Sprachen hören, die sich im Laufe der Zeiten verändert haben; wir wollen verstehen, wer wir waren, und die Toten wieder lebendig sehen. Genau das versuchte ich, André Markowicz zu erklären. Ich sagte ihm, ich wolle ein Stück machen, das vom bevorstehenden Aussterben der Menschheit handelt und zugleich vom Verschwinden des klassischen Theaters. Ein bitterer und ehrlicher Abschied von der Menschheit und ihren Konventionen.

 

Er fragte mich: „Kennen Sie Leonid Andrejew?“ Ich hatte den Namen noch nie gehört. Die Lektüre seiner Werke war ein regelrechter Schock für mich. Zum ersten Mal fühlte ich eine menschliche Nähe zu einem längst verstorbenen Autor. Andrejew ist anders als andere Autoren seiner Zeit. Er schrieb Theaterstücke, Kurzgeschichten, symbolische Arbeiten. In seinem Werk findet man in allen Szenen, Dialogen und Sätzen Wörter, die einen völlig in ihren Bann schlagen — so als könnte man mit wenigen Worten an das eigentliche Herz des Schmerzes und der Schönheit der Welt rühren.       Julien Gosselin

 

 

In der für ihn typischen Verbindung von Theater, Text, Bild und Musik beschwört Julien Gosselin in diesem einzigartigen Blick auf die Vergangenheit ein Panorama aus gemalten Leinwänden, Theatersälen und Wohnungen im Kerzenlicht und alten Kostümen. Sie stehen neben Kameras und gläsernen Räumen als Bilder der heutigen Zeit. Der Geist von Tarkowskis Solaris schwebt darüber — so wie sich in Tarkowskis Film Bilder von Bauplänen einer Weltraumrakete mit der Darstellung einer Bauernschar auf einem Bruegel-Gemälde abwechseln, entsteht in Gosselins Stück aus der Energie des eruptiven und fantastischen Textes von Leonid Andrejew eine Gedankenschleife. Diese Gedankenschleife besagt, dass die Zukunft die Vergangenheit ist. In der Kombination von opulentem Dekor des bürgerlichen Salons, winterlichen Gärten, gemalten Landschaften und Bühnenhandlung entwirft Gosselin mit seinen Schauspieler·innen und Musiker·innen eine Hommage an eine untergegangene Kunst und Menschheit.

 

Übersetzung: Eva Reisinger

Programm und Besetzung

Julien Gosselin - Regie 

Lisetta Buccellato - Bühne 

Caroline Tavernier, Valérie Simmoneau - Kostüme

Guillaume Bachelé - Musik 

Maxence Vandevelde - Musik 

Nicolas Joubert - Licht-Design 

Jérémie Bernaert, Pierre Martin, Baudouin Rencurel - Video-Design

Julien Feryn - Sound-Design 

Eddy D’Aranjo - Dramaturgie 

Antoine Hespel - Mitarbeit Regie 

 

Besetzung

Guillaume Bachelé 

Joseph Drouet 

Denis Eyriey 

Carine Goron 

Victoria Quesnel 

Achille Reggiani 

Maxence Vandevelde 

Salzburger Landestheater

Das Salzburger Landestheater kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken, die politische und gesellschaftskulturelle Veränderungen des Stadtlebens unmittelbar widerspiegelt: Ende des 18. Jahrhunderts ist aus dem ehemaligen Lodron Ballhaus „ das Hoftheater“ hervorgegangen, und wurde es 1880 als „Imperiales  und Königliches Nationaltheater“ bekannt. Nachdem im Jahre 1893 ein neues Theater gebaut als „Stadttheater“ bekannt wurde, und nach weiteren Umbauten und Sanierungsarbeiten (durch regionalen Behörden finanziert) wurde seit 1940 als  „Landestheater“ bekannt. Bereits 1856 erklang hier im Rahmen des Mozart-Säkularfestes Don Giovanni; innerhalb der Salzburger Musikfeste, die als unmittelbarer Vorläufer der Festspiele gelten dürfen, wurden hier gegen Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Mozart-Opern zur Aufführung gebracht.

Es ist wohl mehr als ein Zufall, der den zwanzigjährigen Max Reinhardt in sein erstes Engagement nach Salzburg führte: Er trat in der Eröffnungsvorstellung des neuen Theaters Gebäudes von 1893 auf (nach Plänen der Architekten Fellner & Helmer, die bereits 1890 ein Konzept für ein Mozart-Festspielhaus auf dem Mönchsberg vorlegten, das jedoch nicht realisiert wurde). Ab 1922 bis zur entsprechenden Adaptierung des Festspielhauses (1927) wurden alle  Opernaufführungen der Festspiele im Stadttheater angeboten. Es waren vor allem Gastspiele der Wiener Staatsoper, die für ein szenisches Alternativprogramm zu Max Reinhardts Schauspielinszenierungen sorgen sollten. Seit Fertigstellung der Festspielhäuser in der Altstadt ist das Landestheater eine wichtige Spielstätte für die Schauspielproduktionen geworden, darunter zahlreiche Uraufführungen.

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