Saint François d’Assise

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Scènes franciscaines

Oper in drei Akten und acht Szenen
(entstanden 1975–83, Uraufführung 1983)

Libretto von Olivier Messiaen

Neue Produktion

 

Handlung

Erster Akt

1. Bild. „La Croix“ – Das Kreuz

Eine Straße; hinten in der Mitte zwischen zwei Reihen dichter dunkelgrüner Zypressen eine Treppe, die in vielen Stufen zu einem großen schwarzen, sich gegen den Himmel abhebenden Kreuz führt.

Frère Léon und Saint François betreten hintereinander „nach Art der Minderbrüder“ von der rechten Seite die Straße. Léon gibt seiner Angst vor der Dunkelheit und dem Tod Ausdruck. François erläutert ihm das Wesen der „vollkommenen Freude“, die nicht aus den üblichen Tugendpfaden wie Wundertätigkeit, Wissenschaft oder erfolgreichen Bekehrungen komme, sondern darin bestehe, jede zugefügte Demütigung geduldig zu ertragen. Alle anderen Gaben kommen von Gott und können dem Menschen daher keinen Ruhm bringen. Ein unsichtbarer Chor bestätigt seine Worte: „Wer in meinen Fußstapfen gehen will, der verleugne sich selbst, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“[A 2]

2. Bild. „Les Laudes“ – Die Lobgesänge

Das Innere einer kleinen, sehr düsteren Klosterkirche mit drei hintereinander liegenden Gewölben; hinten in der Mitte vor einem kleinen Altar eine rot leuchtende Lampe als Symbol für die Gegenwart des Allerheiligsten.

Saint François und die Mönche Sylvestre, Rufin und Bernard beten kniend – François rechts, die Brüder ihm gegenüber links. Auf beiden Seiten der Bühne ist schemenhaft der Chor zu erkennen. Nachdem François Gott für seine Gaben gepriesen hat, betet er darum, einem Aussätzigen zu begegnen, seinen eigenen Abscheu vor der Krankheit zu überwinden und ihn lieben zu können – Gott hat auch die Hässlichkeit erschaffen.

3. Bild. „Le Baiser au Lépreux“ – Der Kuss für den Leprakranken

Ein niedriger Raum mit einer Bank und zwei Schemeln in der Leprastation des Hospitals San Salvatore bei Assisi; rechts im Hintergrund ein offenes Fenster zu einer dunklen Gasse.

Beim Öffnen des Vorhangs sieht man zunächst nur den Leprakranken. Der Chor ist ebenfalls auf der Bühne, doch praktisch unsichtbar. Der Aussätzige beklagt sein qualvolles Leben, als Saint François eintritt und ihn freundlich grüßt. François rät dem Kranken, sein Leiden zu akzeptieren und als Buße zu sehen. Im Fenster erscheint plötzlich ein Engel, der durch die spezielle Beleuchtung für das Publikum zu erkennen ist, aber für François und den Aussätzigen unsichtbar bleibt. Sie hören nur seine Stimme: „Aussätziger, dein Herz klagt dich an, doch Gott ist größer als dein Herz.“ Als François dem Aussätzigen diese Worte erklärt, bereut der Kranke sein Jammern und bittet um Vergebung. Auch François bittet um Verzeihung dafür, dass er ihn nicht genug geliebt habe. Er küsst den Aussätzigen, dessen Krankheit wie durch ein Wunder verschwindet. Der Geheilte tanzt eine Weile vor Freude, setzt sich dann zu François und gibt zu, dass er der Heilung nicht würdig sei. Beide beten stumm. Der Chor erklärt, dass denjenigen, die viel geliebt haben, alles vergeben werde.

 

Zweiter Akt

4. Bild. „L’Ange voyageur“ – Der reisende Engel

Auf dem Berg von La Verna; links ein kleiner schlichter Klostersaal mit einem großen offenen Tor; in der Mitte ein Weg durch den Wald mit Buchen, Pinien und rauen Felsen; hinten blauschimmernde Berge; rechts eine kleine Grotte.

Der noch immer von seiner Furcht singende Léon nähert sich mit einem Spaten und einem Holzbrett dem Saal. Er beabsichtigt, eine Brücke zu bauen und bittet Frère Massée, die Pforte zu übernehmen. Da erscheint „wie ein Wanderer“ ein Engel am Tor und klopft zaghaft, wodurch dennoch ein gewaltiges Geräusch entsteht. Massée öffnet und erklärt ihm erst einmal die übliche Art des Anklopfens. Der Engel möchte zu François, wünscht aber, zuvor Frère Élie eine Frage zu stellen. Élie ist ungehalten über die Störung. Er weigert sich, dem Engel auf die Frage, ob er „den alten Menschen abgelegt“ habe, um sein „wahres Antlitz zu finden“, zu antworten und wirft ihn hinaus. Der Engel klopft erneut auf dieselbe Weise wie zuvor. Als Massée öffnet, bittet er ihn um ein Gespräch mit Frère Bernard, dem er dieselbe Frage stellt. Bernard entgegnet, dass er „die Welt verlassen“ habe, um Gott nach seinem Tode die richtige Antwort geben zu können. Der Engel lobt ihn. Er erklärt, dass er, um François nicht zu stören, auf andere Weise als mit Worten mit ihm sprechen wolle. Er macht eine kleine Handbewegung, das Tor öffnet sich, und er schwebt hinaus. Erst jetzt erkennen Bernard und Massée, dass der mysteriöse Besucher „vielleicht ein Engel“ war.[A 5]

5. Bild. „L’Ange musicien“ – Der musizierende Engel

Saint François kniet betend vor der Grotte auf der rechten Seite. Er dankt Gott für die Sonne, den Mond und die Sterne und bittet darum, „von dem unaussprechlichen Festmahl“ kosten zu dürfen, das Gott für seine Heiligen vorgesehen hat. Ein Turmfalke ruft. Zugleich erscheint der Engel von links auf dem Pfad. Er ist von Licht umgeben, trägt eine Viole und einen Rundbogen und scheint wie im Tanz zu schweben. François erkennt ihn sofort. Der Engel verkündet, dass Gott ihm durch Musik antworten werde, und beginnt zu spielen – zunächst langsam in Glissandi, dann immer lebhafter. Als die Nacht anbricht, werden nach und nach Teile des Engels unsichtbar. Als letztes verschwinden sein rechter Arm, die linke Hand und die Viole. François ist unterdessen in Ohnmacht gefallen. Frère Léon findet ihn und ruft besorgt nach Massée und Bernard. Doch François ist unversehrt. Er war lediglich von der himmlischen Musik überwältigt. Wenn der Engel allerdings noch länger gespielt hätte, hätte seine Seele „vor unerträglicher Süße“ seinen Körper verlassen.[A 6]

6. Bild. „Le Prêche aux oiseaux“ – Die Vogelpredigt

Das Eremo delle Carceri; ein sonnenbeschienener Weg führt über eine kleine Brücke und balkonartig eine Schlucht entlang, aus der eine gewaltige Eiche mit weiten schwarz bemoosten Ästen ragt, deren Blätter in der Sonne glitzern; im Hintergrund vor dem blauen Himmel die mit grünen Eichen bewachsenen Anhöhen des Monte Subasio und des San Rufino; durch die Zweige und Blätter entstehen Licht- und Schattenmuster auf dem Weg.

Als Massée die vielen Vögel der Gegend bewundert, nennt Saint François ihm deren Namen, darunter die Mönchsgrasmücke („Capinera“), und ergänzt die Vögel der Inseln Neukaledoniens, die er aus seinen Träumen kennt. Die beiden lauschen dem Gesang („Kleines Vogelkonzert“). Anschließend hält François ihnen unter der Eiche eine Predigt, in der er sie auffordert, ihrem Schöpfer für seine Wohltaten zu danken. Nach dem abschließenden Segen verstummen die Vögel für einen Moment, bevor sie erneut zu singen anfangen („Großes Vogelkonzert“). Dann fliegen sie in vier Gruppen in die vier Himmelsrichtungen davon, wodurch sich im Himmel das Abbild eines Kreuzes ergibt. Massée deutet das als ein Zeichen, dass auch ihr eigenes Predigen sich in alle Richtungen verbreiten soll. François mahnt ihn, sich auf die göttliche Vorsehung zu verlassen.

 

Dritter Akt

7. Bild. „Les Stigmates“ – Die Stigmata

Durcheinander liegende Felsen auf dem Berg von La Verna; unter einem Felsüberhang eine Höhle, zu der eine Treppe führt; rechts ein enger Pfad zur Felswand mit dem großen spitzen „Sasso Spicco“; alles ist mit schwarzgrünem Moos überzogen, zerklüftet und zerfurcht; etwas schwarzer Himmel über den Felsen; tiefe Nacht.

Saint François kniet in der Mitte der Bühne. Er betet darum, selbst den Schmerz Christi und seine Liebe für die Menschen empfinden zu dürfen. Die Stimme Christi antwortet in Gestalt eines unsichtbaren Chores, dass François die fünf Wundmale erhalten und selbst zu einer „zweiten Hostie“ werden solle. Die Projektion eines riesigen Kreuzes erscheint im Hintergrund. Rotes und violettes Licht erleuchtet die Bühne. Der Chor singt: „Ich bin das Alpha und das Omega“. Fünf Lichtstrahlen treffen vom Kreuz aus auf die Hände, die Füße und die rechte Seite François’. Während der Chor die Vokale „a“ und „o“ singt, werden die blutroten Wunden sichtbar. Es wird hell. Die Bühne erstrahlt rot-orange, und das Kreuz golden. Der Chor bestätigt François’ Heiligkeit: „Wenn du mit frohem Herzen das Kreuz trägst, wird es dich seinerseits tragen.“ François erstarrt mit erhobenen Armen, „wie in Ekstase“.

8. Bild. „La Mort et la nouvelle Vie“ – Der Tod und das neue Leben

Die kleine Portiuncula-Kapelle in Santa Maria degli Angeli mit schwarzen Gewölben, Fliesenboden und grob behauenen Steinmauern; später Abend.

Alle Brüder, darunter Sylvestre, Rufin, Bernard, Massée und Léon, haben sich um den sterbenden Saint François versammelt. Dieser nimmt von der Welt und den Mönchen Abschied. Dennoch lobt er Gott für den „Bruder Tod, […] dem kein Mensch entrinnen kann“. Erneut erscheint der Engel, der diesmal nur für François selbst sichtbar ist und diesen auffordert, sich zu erinnern. Neben ihm erscheint der geheilte und reich gekleidete Aussätzige, den ebenfalls nur François sehen kann. Dieser ist einen „heiligen Tod“ gestorben und wird François zusammen mit dem Engel ins Paradies führen. Glocken läuten. François stirbt im Zustand der Erleuchtung: „Herr! Musik und Poesie haben mich zu dir geführt: durch das Bild, durch das Symbol und durch Mangel an Wahrheit. […] blende mich für immer mit deiner Überfülle an Wahrheit.“ Frère Léon vergleicht François’ Tod mit dem Auffliegen eines Schmetterlings vom Kreuz. Alles Licht verlöscht, und der Chor tritt vor. An der Stelle, an der zuvor François lag, entsteht ein einzelnes intensives und stetig zunehmendes Licht, das am Ende des Akts „blendend und unerträglich“ wird. Der Chor preist die Auferstehung der Toten mit dem Halleluja.

 


 

 

Programm und Besetzung

Gesungen auf Französisch mit deutschen und englischen Übertiteln

 

Kreatives Team
Maxime Pascal: Dirigent
Romeo Castellucci: Regisseur / Bühne / Kostüme / Licht
Giulia Giammona: Künstlerische Mitarbeiterin
Christian Longchamp: Dramaturgie
Yasmine Hugonnet: Choreografie
Alessio Valmori, Lisa Behensky: Bühnenassistenten
Theresa Wilson: Kostümassistentin
Benedikt Zehm: Lichtassistent
Paul Jeukendrup: Tonleitung

 

Besetzung
Lauranne Oliva: L’Ange
Philippe Sly: Saint François
Sean Panikkar: Le Lépreux
Russell Braun: Frère Léon
Léo Vermot-Desroches: Frère Massée
Aaron-Casey Gould: Frère Élie
Willard White: Frère Bernard
und weitere

 

Ensembles
Konzertvereinigung des Chores der Wiener Staatsoper
Jozef Chabroň: Chormeister
Wiener Philharmoniker

Felsenreitschule

Die Idee, die Sommer- bzw. Felsenreitschule in ein Theater zu verwandeln, geht auf Max Reinhardt zurück, der bereits den Umbau der Winterreitschule angeregt hatte In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts brach man an dieser Stelle Konglomerat für den Bau des Domes. Unter Erzbischof Johann Ernst Thun wurden im Jahr 1693 nach Plänen des Barockbaumeisters Johann Bernhard Fischer von Erlach 96 dreigeschossig übereinander gelagerte Arkaden in die Wände des aufgelassenen Steinbruchs geschlagen, um von hier aus Reitvorführungen und Tierkämpfe beobachten zu können.

Als Max Reinhardt 1926 erstmals den Versuch unternahm, mit Goldonis Diener zweier Herren die Felsenreitschule für eine Inszenierung der Salzburger Festspiele zu nutzen, entsprach das Ambiente in idealer Weise der „realistischen“ Charakterkomödie im Volkstheaterstil: Gespielt wurde auf einer „Pawlatschenbühne“, der Boden bestand aus gestampfter Erde, und die Zuschauer saßen auf Holzbänken. Aber auch die 1933 in der Felsenreitschule errichtete Faust-Stadt von Clemens Holzmeister gehört zu den besonders eindrucksvollen Verwandlungen dieses Ortes. Eine erste Opernproduktion fand unter Herbert von Karajan in der Felsenreitschule statt: 1948 gelangte Glucks Orfeo ed Euridice zur Aufführung.

Seit Ende der sechziger Jahre wurden – vor allem nach Plänen des „Festspielarchitekten“ Clemens Holzmeister – einschneidende Umbauarbeiten vorgenommen: Es wurden eine Unterbühne, ein Orchestergraben und eine Scheinwerferrampe errichtet, ein wetterfestes Rolldach eingezogen, das vor Regen und kühlen Sommerabenden schützt, und schließlich ein Zuschauerraum mit Logen und Rampen sowie ein Kulissendepot geschaffen.

Jean-Pierre Ponnelles Zauberflöten-Inszenierung, die zwischen 1978 und 1986 hier allsommerlich gegeben wurde, errang einen legendären Status, aber auch Shakespeares „Römerdramen“ – Julius Caesar, Coriolan sowie Antonius und Cleopatra – in der Regie von Peter Stein und Deborah Warner erwarben sich in den frühen neunziger Jahren internationalen Ruhm.

Bereits im Zuge des Neubaus Haus für Mozart wurde in der Felsenreitschule eine neue Tribüne eingebaut, wodurch sich für das Publikum verbesserte Sichtbedingungen und Akustik ergaben. Seit Juni 2011 verfügt die Felsenreitschule über ein neues Dach.

 

Neuerungen sind insbesondere:

–    die neue Dachkonstruktion mit zwei fixen Randträgern und drei Elementen, gelagert auf fünf Teleskopträgern: Das leicht geneigte, aus drei mobilen Segmentflächen bestehende Pultdach ist auf fünf Teleskoparmen innerhalb von sechs Minuten ein- und ausfahrbar. Hängepunkte auf Teleskopträgern für Bühnentechnik (Kettenzüge), verbesserter Schall- und Wärmeschutz und zwei Beleuchterbrücken optimieren das Bühnengeschehen.

–    Neue Sicherheitstechnik inkl. Elektroinstallation, Bühnenlicht, Effektbeleuchtung und Effektbeschallung.

–    Das ausgebaute 3. Obergeschoß und der Rohbau des neu gewonnenen 4. Obergeschoßes unter dem Dach der Felsenreitschule – dies ermöglicht letztmalig Raum im Festspielbezirk zu erschließen.

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