Ariadne auf Naxos

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Richard Strauss (1864 – 1949)
Ariadne auf Naxos
Oper in einem Akt mit einem Prolog, op. 60
(komponiert 1911–1912, zweite Fassung 1916 uraufgeführt)
Libretto: Hugo von Hofmannsthal
Neue Produktion

 

Handlung

Die Rahmenhandlung der ersten Fassung (ohne Vorspiel) spielt im Haus eines reichen Mannes (Monsieur Jourdain aus Molières Der Bürger als Edelmann) in Paris. In der zweiten Fassung handelt es sich bei dem Besitzer um einen unbenannten Wiener Neureichen. Die Bühne der zweiten Fassung beschrieb Hugo von Hofmannsthal detailliert in seinen Angaben für die Gestaltung des Dekorativen in Ariadne.

 

Vorspiel – Im Palast eines Neureichen

„Ein großer Saal im Barock- oder Rokokostil, in welchem die ‚Bühne‘ von Theaterarbeitern eben eingebaut wird, die Räume für die Garderoben der Sänger und Masken können außerhalb des Raumes angenommen werden oder gleichfalls in dürftiger improvisierter Weise in den Saal eingebaut werden, das Gesamtbild soll von dem einer ‚Probebühne‘ nicht sehr abweichen, die Rückseite von Prospekten und Kulissen darf und soll sichtbar werden, die Beleuchtung soll dürftig sein, kurz, das Ganze kann von einem geschickten Regisseur mit Hilfe jeder Operndekoration, die einen – nicht gerade mittelalterlichen – Saal darstellt, hergestellt werden.“

 

Im Haus eines Neureichen soll die Opera seria Ariadne, unmittelbar danach ein derbes Tanzstück aufgeführt werden. Dem Musiklehrer des Opernkomponisten kommt dies zu Ohren, und er beschwert sich darüber beim Haushofmeister. Dieser entgegnet ihm, dass es allein die Sache des Hausherrn sei, was und in welcher Reihenfolge er es aufgeführt sehen wolle, denn schließlich bezahle er „das Spektakel“. Die Mitwirkenden der Stücke und der Komponist treffen allmählich ein, so auch Zerbinetta mit ihren vier Partnern (Harlekin, Brighella, Scaramuccio und Truffaldin), die zum lustigen Nachspiel der Oper tanzen sollen. Der Komponist ist von Zerbinetta, diesem „entzückenden Mädchen“, fasziniert. Dann nimmt der Musiklehrer seinen Zögling beiseite und erzählt ihm, was ihm zu Ohren gekommen sei. Der Komponist ist entrüstet. Niemals soll ein lustiges Tanzspiel nach seinem Kunstwerk aufgeführt werden. Da erscheint der Haushofmeister mit dem neuesten Befehl seines Herrn. Die Opera seria und die Opera buffa sollen gleichzeitig gegeben werden, das ganze Stück dürfe zudem nur eine Stunde dauern, denn danach (um neun Uhr) müsse unbedingt pünktlich das Feuerwerk für die Gäste beginnen.

Der Musiklehrer ist entsetzt, der Tanzmeister zuversichtlich. Er macht den Vorschlag, dass man zunächst von der Opera seria einiges kürzen und die Tanzszenen behutsam dort einbauen solle. Der Komponist ist zunächst entrüstet. Zerbinetta versteht es jedoch, ihn zu überzeugen, und erklärt das Stück aus ihrer Sicht:

„Das Stück geht so: Eine Prinzessin wurde von ihrem Bräutigam sitzengelassen, und ihr nächster Verehrer ist vorerst noch nicht angekommen. Die Bühne stellt eine wüste Insel dar. Wir sind eine muntere Gesellschaft, die sich zufällig auf der Insel befindet […] und sobald sich eine Gelegenheit bietet, treten wir auf und mischen uns in die Handlung.“[4]

Der Komponist ist hin- und hergerissen, überschwänglich feiert er die Macht der Musik: „Musik ist eine heilige Kunst.“[4] Als die Aufführung beginnen soll und Zerbinetta und ihre Begleiter auf die Bühne stürmen, schlägt seine Stimmung wieder um: „Wer hieß dich mich zerren in diese Welt hinein? Lass mich erfrieren, verhungern, versteinen in der meinigen!“[4]

 

Oper – Wilde Landschaft auf Naxos

„Die Oper ‚Ariadne‘ ist, was Dekoration (und Kostüme) betrifft, nicht etwa parodistisch zu halten, sondern ernsthaft im heroischen Opernstil der älteren Zeit (Louis XIV. oder Louis XV.), ältere vorhandene Dekorationen zu Gluckschen Opern können zur Richtschnur dienen, eventuell wird auch aus solchem Material die Dekoration zusammengestellt werden können. Heroischer Meeresstrand mit einer Höhle, womöglich alte Kulissen (Bäume, Felsen) mit geraden Gassen. Das Ganze dem Poussinschen Stil angenähert. Die Höhle der Ariadne kann entweder plastisch oder flach gemalt sein, in letzterem Falle muß sie aber einen praktikablen Eingang haben.

Unerläßlich ist die Andeutung, daß hier ein Spiel im Spiele, eine Bühne auf der Bühne gemeint sei. Diese kann erfolgen durch ein eingebautes Proszenium als Bühnenrahmen mit vergitterten Logen sowie ein paar Statisten: auch drei im Stil des XVIII. Jahrhunderts in die heroische Bühne hineinhängende Kronleuchter werden zu dieser Illusion beitragen, die jeweils von dem Regisseur auch auf anderem Wege erzielt werden kann.“

Die drei Nymphen Najade, Dryade und Echo bedauern Ariadne, die von ihrem geliebten Theseus auf der Insel Naxos verlassen wurde. Untröstlich klagt sie über die Hoffnungslosigkeit ihres Lebens. Sie wartet nur noch auf den Todesboten. Zerbinetta und ihre Gefährten versuchen, Ariadne mit Tanz und Gesang aufzuheitern. Dies jedoch misslingt. Danach versucht Zerbinetta in einem Gespräch unter vier Augen, von Frau zu Frau, Ariadne neuen Lebensmut zu geben (mit einer der spektakulärsten Koloraturarien): Großmächtige Prinzessin. Sie teilt Ariadne ihre Lebensphilosophie – insbesondere ihre Sichtweise über Liebe und Treue – mit: „Kam der neue Gott gegangen, hingegeben war ich stumm“,[4] kann Ariadne jedoch weder aufheitern noch überzeugen. Stumm zieht sich Ariadne in ihre Höhle zurück. Danach erscheinen wieder Zerbinettas Gefährten. Gekonnt kokettiert sie mit ihnen und verschwindet dann mit ihrem erwählten Harlekin.

Die drei Nymphen bemerken die Ankunft eines Fremden. Es ist der Gott Bacchus, welcher der Macht Circes entkommen konnte und von seinem Sieg über Circe berichtet. Ariadne erwacht aus ihrer leblosen Starre und glaubt beim Anblick Bacchus’, der Todesbote Hermes sei endlich angekommen. Bacchus wiederum, von der Schönheit Ariadnes fasziniert, glaubt, sie sei eine Zauberin von der Kategorie Circes. Beide überwinden ihre natürliche Scheu und erfahren durch das Wunder der Liebe eine sagenhafte Wandlung. Ariadne erwacht zu neuem Leben und der Gott Bacchus, der ebenfalls der Liebe abgeschworen hatte, kehrt zu einer neuen Liebe zurück:

„Deiner hab’ ich um alles bedurft! Nun bin ich ein anderer, als ich war, durch deine Schmerzen bin ich reich, nun reg’ ich die Glieder in göttlicher Lust! Und eher sterben die ewigen Sterne, eh’ denn du stürbest aus meinem Arm!“[5]

Zuvor hatte Zerbinetta, auf Bacchus und Ariadne weisend, mit spöttischem Triumph ihr Rondo wiederholt: „Kommt der neue Gott gegangen, hingegeben sind wir stumm!“

 

Programm und Besetzung

Ensemble
Wiener Philharmoniker

 

Besetzung
Kate Lindsey – Der Komponist
Elīna Garanča – Die Primadonna / Ariadne
Eric Cutler – Der Tenor / Bacchus
Ziyi Dai – Zerbinetta
Johannes Silberschneider – Der Oberkellner
Christoph Pohl – Der Musikmeister
Jonas Hacker – Der Tanzmeister
Leon Košavić – Harlekin
Michael Porter – Scaramuccio
Lukas Enoch Lemcke – Truffaldino
Theodore Browne – Brighella
Jasmin Delfs – Naiade
Anja Mittermüller* – Dryade
Marlene Metzger – Echo
und andere

YSP-Teilnehmer

 

Kreatives Team
Manfred Honeck – Dirigent
Ersan Mondtag – Regie / Bühne / Kostüme
Henning Streck – Licht
Luis August Krawen – Video
Till Briegleb – Dramaturgie

Haus für Mozart

Als erkennbar wurde, dass die ehrgeizigen Pläne zum Bau eines Festspielhauses in Hellbrunn nicht verwirklicht werden können, tauchte die Idee auf, Teile der Hofstallkaserne als Theatersaal umzugestalten. Nach nur viermonatiger Bauzeit wurde auf dem Terrain der Großen Winterreitschule 1925 ein provisorisches Festspielhaus mit dem Salzburger großen Welttheater eröffnet. Bereits 1926 erfolgte eine erste Umbauphase des unzureichenden Festspielhausprovisoriums durch Clemens Holzmeister. 1927 folgten abermals Adaptierungen, nun konnten auch Opern präsentiert werden: Beethovens Fidelio wurde 1927 als erstes Musiktheaterwerk hier aufgeführt.

Das später sogenannte „Kleine Festspielhaus“ erfuhr noch zahlreiche weitere Umbauphasen: 1937 erfolgte die Drehung des Zuschauerraumes um 180 Grad, wodurch ein Bühnenhausanbau notwendig wurde. Um diesen durchzuführen, ließ Landeshauptmann Franz Rehrl sein Geburtshaus im Toscaninihof abreißen. Benno von Arent gestaltete 1939 das Festspielhaus um und ersetzte die Holzverkleidung durch eine goldverzierte Gipsdecke. Die ungünstigen Sicht- und Akustikbedingungen erforderten einen weiteren Umbau in den Jahren 1962/63. Die Salzburger Architekten Hans Hofmann und Erich Engels verliehen dem Saal die Gestalt, die er bis 2004 hatte.

Seit vielen Jahren verfolgten die Salzburger Festspiele den Plan, ein „Haus für Mozart“ zu schaffen, das den Bühnenwerken des Komponisten in jeder Hinsicht Rechnung trägt: mit einer optimalen Akustik und besten Sichtverhältnissen von allen Plätzen aus. Mit der dazu erforderlichen Intimität des Raumes musste aber zugleich eine ausreichende Sitzkapazität einhergehen. Was wie eine Quadratur des Kreises anmuten mag, hat das Architektenteam Holzbauer & Valentiny vollbracht: Das bisherige Kleine Festspielhaus wurde in drei Bauphasen ab dem September 2003 in ein „Haus für Mozart“ umgewandelt. Der Zuschauerraum des Kleinen Festspielhauses wurde verbreitert, verkürzt und abgesenkt. Zwei neue Zuschauerränge wurden geschaffen, die auf beiden Seiten des Saales bis zur Bühne reichen. Dadurch wird der Effekt erreicht, dass nicht kahle Wände, sondern festlich gestimmte Menschen von drei Seiten die Bühne umrahmen.

Wesentlich verändert gegenüber dem früheren Kleinen Festspielhaus haben sich auch die Foyerbereiche. Durch hohe, stockwerkübergreifende Fenster öffnet sich im Hauptfoyer der Blick zum Stadtbild hin – im Gegenzug wirkt abends der hell beleuchtete Innenraum des Theaters nach außen. Wesentlich geprägt wird das Hauptfoyer durch eine 17 Meter hohe vergoldete Lamellenwand, durch deren Öffnungen ein aus Swarovski-Kristallen geschaffener Mozartkopf zu sehen ist. Die dem Saalbau vorgelagerte Terrasse war seit ihrer Errichtung im Jahr 1924 nie für das Publikum zugänglich: Mit dem Neubau ist sie nun Teil der Pausenfoyers geworden. Die darunter liegende Arkade wurde verglast und ermöglicht eine Öffnung des Auditoriums von zwei Seiten statt wie bisher nur von einer. Damit kann man erstmals direkt aus dem Festspielhaus in die prächtige Stadtlandschaft treten.

Zu einem großen Anziehungspunkt avancierte die neue Festspiellounge auf dem Dach, die SalzburgKulisse (ermöglicht durch den Mäzen Gerhard Andlinger): Schon der Name deutet die prachtvolle Aussicht an, die sich dort auf die Salzburger Altstadt bietet. Die Ausstattung dieser Lounge besteht aus mit Birnbaumholz verkleideten Wänden, die Gobelins in den Nischen stammen von Anton Kolig und Robin Andersen, zwei Zeitgenossen Anton Faistauers.

Zu einem Juwel des neuen Hauses wurde das Faistauer-Foyer (ermöglicht durch den Mäzen Herbert Batliner): Die berühmten Fresken dieses Raumes, die der Salzburger Maler Anton Faistauer 1926 geschaffen hat, wurden nach dem Einmarsch der Nazis entfernt, teilweise auch mutwillig zerstört, und konnten erst 1956 wieder angebracht werden. Zur Eröffnung des Hauses für Mozart wurden sie grundlegend restauriert und der Raum überdies architektonisch in seine historische Gestalt zurückgeführt.

Bei der Außenfassade ist das Holzmeister’sche Ensemble aus den Jahren 1924/37 in seinen Proportionen erhalten geblieben. Bestimmt wird der optische Eindruck der Fassade von den repräsentativen Saalausgängen zur Terrasse, die der Bildhauer Josef Zenzmaier gestaltet hat: Er schuf große Bronzereliefs, die oberhalb der Portale angebracht wurden und Szenen aus Mozarts Le nozze di Figaro, Don Giovanni und Die Zauberflöte zum Gegenstand haben. Die Steinmasken von Jakob Adlhart stehen jetzt gut sichtbar vor dem Entree des Hauses: unter dem neuen, mit Blattgold ausgelegten und weit auskragenden Betondach. Im gesamten Haus kontrastieren grob gespritzte Betonoberflächen mit feinem Blattgold und erzeugen eine ästhetische Spannung.

Von der Hinterbühne öffnet sich ein großes Eisentor in den Toscaninihof. Die außen links und rechts davon angebrachten sechs Betonreliefs „Maskenhaltende Genien“ wurden 1938 abgeklopft, im Jahr 1979 aber von ihrem Schöpfer Jakob Adlhart wieder rekonstruiert. Darüber ist eine Orgel angebracht, die vor dem Bau des Großen Festspielhauses in den Schlechtwettervorstellungen des Jedermann bespielt wurde.

Anlässlich der Feierlichkeiten zu Mozarts 250. Geburtstag im sogenannten Mozart-Jahr wurde das Haus für Mozart mit der Premiere von Le nozze di Figaro (Regie: Claus Guth, Musikalische Leitung: Nikolaus Harnoncourt) am 26. Juli 2006 feierlich eröffnet.

 

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